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Über 15 Jahre praktiziere ich nun schon die schamanische Energiearbeit aus der Inka Tradition, seit über 10 Jahren vermittle ich die Techniken. Nun ist mal Zeit für ein kleines Resumée: Welche Erfahrungen habe ich gemacht? Was kann die schamanische Energiearbeit leisten? Was nicht? Wie unterscheidet sich die schamanische Energiearbeit von anderen Methoden?
Was ist schamanische Energiearbeit?
Gelernt habe ich die schamanische Energiearbeit 2006-2008 bei Martin Brune, einem Schüler von Alberto Villoldo. Martin Brune hatte die Ausbildung damals „Energie-Seher“-Ausbildung genannt, was ich nach wie vor treffend finde, denn das energetische Sehen spielt eine wichtige Rolle in der Arbeit. Mit den anderen Teilnehmern habe ich im Laufe der Zeit über 100 Sitzungen gegeben und bekommen, bis ich mich sicher genug fühlte, damit auch einen Teil meines Lebensunterhaltes zu bestreiten. So konnte ich die Arbeit an mir erfahren und in der Tiefe erleben.
In der schamanischen Energiearbeit geht es darum, im Energiefeld des Klienten wahrzunehmen (zu „sehen“) und schwere Energie aus dem Energiefeld zu lösen. So einfach dieser Satz sich liest und schreibt, verbirgt sich dahinter doch in der Praxis eine vielfältige Arbeit.
Schwere Energie – Leichte Energie
Was ist mit schwerer Energie gemeint? Hier zeigt sich der Ursprung der Arbeit in der Inka Tradition aus Peru, wo zwischen schwere Energie (Hucha) und leichter Energie (Sami) unterschieden wird. Beides ist Energie, es gibt also keine gute oder schlechte Energie, doch fühlt sich leichte Energie angenehm an und schwere Energie unpassend. In der einfachen Variante ist es das womit wir uns unwohl fühlen. Der Staub, der sich regelmäßig in unserem Energiefeld ablegt, einfach dadurch, dass wir leben. Schaut man genauer hin, sind es die negativen Gedanken oder Gedanken, wo wir uns selbst im Weg stehen. Auch die Schwere von anderen kann sich auf uns selbst übertragen.
Dafür braucht es regelmäßigen Hausputz. Diese regelmäßige Reinigung kann Spazierengehen in der Natur sein, Sport, in der Hängematte dösen, Schlafen oder Träumen. Das Energiefeld, speziell die Chakren, haben die natürliche Fähigkeit, schwere Energie abzugeben und zu verdauen. Vernachlässigen wir diese Selbstreinigung, sinkt die schwere Energie ins Unterbewusstsein und macht sich später auf andere Art und Weise bemerkbar: emotional als Gefühle, die aufpoppen und wenig mit der momentanen Situation zu tun haben, Gedanken, die unruhig, vernebelt oder negativ werden, oder auch körperlich als physische Krankheiten.
In der Einzelsitzung geht es darum, diese schwere Energie aus dem System zu lösen und die Fähigkeit der Chakren wiederherzustellen, sich selbst zu reinigen. Die meisten Klienten berichten nach einer Sitzung, dass sie sich leichter fühlen. Insofern geht auch tatsächlich darum die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Alle Kulturen der Welt haben diesen regelmäßigen Hausputz in ihren Praktiken und Anleitungen verankert. Im Christentum wäre es zum Beispiel die Aufforderung: „Am siebten Tag sollst du ruhen“.
In der Praxis kommen jedoch selten Klienten zu mir, die Unterstützung bei der der regelmäßigen Reinigung brauchen (auch wenn das langfristig gesehen sinnvoll wäre), sondern eher Klienten, wo sich die schwere Energie sich festgesetzt hat und schon andere Wege gegangen wurden, die die Schwere nicht lösen konnten. Hier kann die schamanische Energiearbeit dann sein volles Potential entfalten. So geht es meist darum, mit dem Unterbewusstsein zu arbeiten und die unverarbeiteten, unangenehmen Themen anzugehen, wo sich schnell ein Widerstand aufbaut, und man selbst gerne ausweicht. Als Behandler bin ich dann die Hebamme, die hilft die alten Geschichten zu befreien. Das Schöne an dieser Arbeit ist die Kooperation zwischen Klient und Behandler: der Klient kommt mit der Bereitschaft, sich von seinem Ballast zu befreien und der Behandler hilft den Ballast aufzuspüren und auf natürliche Art zu lösen, ohne dass der Klient alles gedanklich oder emotional nachempfinden muss. Im Idealfall sind es 50% Einsatz beim Klienten und 50% beim Behandler, die die Heilung ausmachen.
Es geht also nicht darum Ziele zu setzen und diese zu erreichen. Es geht auch nicht darum seine Lebensgeschichte vollständig zu rekonstruieren. Es geht darum den natürlichen Lebensfluss wiederherzustellen, der das aktuelle Leben beeinträchtigt bis hin zu körperlichen Beschwerden. Das ist die energetische Ebene, die sich nachfolgend die Emotionen, Gedanken und den Körper auswirkt.
Welche Themen zeigen sich in der Praxis?
Ausgangspunkt für eine Einzelsitzung sind oft Lebenskrisen, Burnout, Depressionen, wiederkehrende Muster und Gewohnheiten oder der Klient ist an einem Punkt, wo er nicht weiterkommt. In der Praxis haben die hartnäckigen Probleme im Leben meistens etwas mit den Erfahrungen in der Kindheit zu tun, denn in den ersten sieben Jahren findet die hauptsächliche Prägung statt.
Leider sind wir in Deutschland meistens nicht lebensfördernden Situationen und Glaubensmustern ausgesetzt, die schwere Energie erzeugen oder Lebendigkeit und Flexibilität behindern. In meiner Generation gibt es viele, die als Baby nicht gestillt wurden oder nachts „durchschlafen“ lernen sollten und daher Bindungsprobleme oder Mangelbewusstsein entwickelt haben. Kinder, die Gewalt erlebt haben, entwickeln Muster wie sich klein zu machen, anzupassen, krank zu werden oder den Mund zu halten um eine gewisse Sicherheit als Kind zu erleben. Alkoholkranke Eltern sind für Kinder unberechenbar und erzeugen Dauerstress. Ängste der Eltern aufgrund wiederum ihrer Geschichte von Missbrauch und Gewalt übertragen sich. Im schlimmsten Fall werden Missbrauch, Gewalt und Alkoholsucht von den Kindern weitergetragen. Trennungen der Eltern werden oft verunsichernd erlebt, auch für die eigene Identität.
Und dann gibt es die vielen kleinen Glaubenssätze, die in unserer Kultur gepflegt werden, wie zum Beispiel zu viel Disziplin, Perfektionismus, Schuldgefühle, Scham. Vieles Natürliche wie ständige Veränderung, Abwechslung von anstrengenden und entspannten Phasen ist oft Glaubenssätzen unterworfen, die das Wahrnehmen der eigenen Impulse unterdrückt.
Letztlich ist die Weisheit in uns. Diese wird in den Einzelsitzungen ebenfalls wieder hervorgeholt.
Wie lösen sich die Themen?
Eine schamanisch-energetische Einzelsitzung ist ein Prozess, der mehrere Ebenen berührt. Der erste wichtige Aspekt, den der Klient meist nicht mitbekommt, ist die Arbeit im heiligen Raum. Durch die Anrufung der vier Himmelsrichtungen und des Himmels und der Erde wird eine andere Ebene betreten, in der mehr möglich ist, als im alltäglichen Raum.
Für uns „Westler“ ist es wichtig, wieder über uns selbst zu sprechen. In Peru gibt es kaum ein Vorgespräch, in Europa halte ich es jedoch für essentiell, über sich und die eigenen Gefühle zu sprechen. Die Geschichte von Krieg und Gewalt hat uns oft stumm gemacht, so dass manchmal ein inneres Gefühl entsteht, die eigenen Emotionen seien zu stark um darüber zu reden oder sie zuzulassen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass Reden und Gefühle zuzulassen auch die Energie wieder zum Fließen bringen. Und: Du hast es schon überlebt, sonst wärst du nicht hier!
Der nächste Punkt ist, dass der Klient während der Sitzung ruhig auf dem Rücken liegt. Zum einen ist das die Position, in der die Chakren optimal arbeiten können. Zum anderen beruhigt sich das Nervensystem. Ist das Nervensystem aufgrund von Dauerstress jetzt oder in der Vergangenheit überreizt, hat es hier die Gelegenheit sich zu entspannen.
Und dann kommt die Arbeit des Behandlers. Da ist zunächst die direkte Wahrnehmung. Im Unterschied zu anderer schamanischer Arbeit mit Verbündeten oder Krafttieren, geht es vor allem um die Wahrnehmung des Zustandes der Energie. Ist es schwer? Dann darf es aus dem Energiefeld gelöst werden. Das Werkzeug ist die Absicht, die über Pusten, Handbewegungen oder in der Stille wirkt. Die direkte Wahrnehmung ist der Schlüssel dazu, was es gerade im Moment braucht. Manchmal habe ich als Behandler (oder auch als Klient) eine Ahnung was es brauchen könnte, aber letztlich sagt die Energie (oder auch die Seele) was es braucht. So werden die eigenen blinden Flecken umgangen.
Ein weiteres wichtiges Tool ist die Reise in die Untere Welt zur Seelenrückholung. Hier findet sich das Verdrängte im Unterbewusstsein, das vor allem gesehen werden will. Allein das Sehen und dadurch die vergangene Erfahrung zu würdigen, bringt Heilung. Aber hier findet sich auch das, was eigentlich gelebt werden will. Die pure Lebensenergie, die nur darauf wartet ins Leben zu kommen, und es nur bisher nicht konnte, weil die Erfahrung noch nicht verarbeitet wurde.
Bringen Einzelsitzungen dauerhafte Veränderungen?
Manchmal höre ich das Argument, dass Energiearbeit ja nur Energie zum Klienten bringe und daher verpuffe die Wirkung schon nach kurzer Zeit. Deswegen ist die schamanische Energiearbeit nach Martin Brune bzw. Alberto Villoldo darauf ausgerichtet, wirklich die Abdrücke der alten Erfahrungen aus dem Energiefeld aufzuspüren und zu lösen, so dass dauerhafte Veränderung geschieht. Regelmäßig bekomme ich Rückmeldung, dass das auch geschieht. In den über 15 Jahren Arbeit kommen immer mal wieder Klienten nach mehreren Jahren erneut in eine Behandlung und berichten, dass die eine Sitzung oder drei Sitzungen eine Menge im Leben verändert haben. Das gibt mir auch die Sicherheit, dass die Sitzungen tatsächlich so wirken, wie ich sie wahrnehme.
Es gibt durchaus Unterschiede nach den Sitzungen. Manche spüren kaum eine Veränderung, manche sofort. Das macht es auch so schwierig, eine Prognose abzugeben. Aber auch ein Arzt kann letztlich kein Heilversprechen abgeben, da trotz Prüfung die Medikamente unterschiedlich wirken und das wichtigste eine gute Diagnose ist. Die direkte Wahrnehmung ist das schamanische Hilfsmittel zur Diagnose der schweren Energie, was die Arbeit so wirksam macht. Manche Dinge brauchen auch Zeit und wiederholte, sich vertiefende Arbeit. Ich war immer bestrebt, möglichst tiefgreifende Veränderungen in den Sitzungen zu ermöglichen, und war manchmal enttäuscht, wenn die Wirkung dann recht klein erschien. Doch auch Alberto Villoldo beschreibt es 2017 in seinem Buch „Der Pfad schamanischer Heilung. Magische Werkzeuge für Transformation und Wachstum“ (genialokal.de) so, wie ich es erlebe. Jeder Mensch hat seine eigene Geschwindigkeit und manche Dinge brauchen Zeit. Manchmal, weil die Erfahrungen zu stark waren, manchmal, weil sie einfach Zeit brauchen.
Meine Stärke ist es den energetischen Zusammenhängen schon im Gespräch auf die Spur zu kommen und, durch tiefgreifende eigene Erfahrungen, kann ich den Raum für schwere Erinnerungen gut halten.
Beobachte ich die Klienten, so gibt es eine große Bandbreite. So gibt es Klienten, die sagen, ich habe da etwas, mach mir das bitte weg. So, als wäre ich ein Chirurg. Das zeigt mir, dass die Einsicht der Eigenverantwortung noch nicht da ist und auch eine Abspaltung eines eigenen Anteils erfolgt. Die Einzelsitzungen wirken auch hier, aber mir ist es dann wichtig, dass Einsichten oder Schritte zur Eigenverantwortung erfolgen. Ist jemand schon länger auf dem Weg, so ist das auch im Energiefeld und in der Auswahl der Themen sichtbar. Es ist wirklich so, dass sich das Energiefeld klärt, und Frieden mit der eigenen Lebensgeschichte geschlossen wird. Und schließlich auch Frieden mit der gesamten Familiengeschichte und vielleicht zeigt sich auch noch etwas aus vergangenen Leben. Das braucht manchmal mehrere Jahre innerer Arbeit, bis wirklich in allen Bereichen Zufriedenheit entsteht. Aber die Erfahrung zeigt, dass diese Innere Arbeit sich lohnt und tatsächlich zu diesem inneren Frieden führt.
Unterschiede gibt es auch in den Generationen. Menschen die jetzt 50 oder 60 sind, sind als Kriegskinder näher an den Auswirkungen des zweiten Weltkriegs als die jüngeren Generationen. In den jüngeren Generationen ist meist mehr Leichtigkeit. Einmal kam eine 20jährige in die Sitzung, die einen „Energetiker“ suchte. Als ich in der Sitzung in ihr Energiefeld schaute, war alles sehr klar, nur eine kleine Delle durch Druck von außen hatte ihr zu schaffen gemacht.
Letztlich ist es gut zu wissen, dass wir Menschen einen Bewusstseinsprozess machen, der über sieben Bewusstseinsebenen geht. So lassen sich die Entwicklungsschritte der Klienten gut einordnen und begleiten.
Gibt es Grenzen in der schamanischen Energiearbeit?
Ja. Zum einen die gottgegebenen Grenzen, die in den kosmischen Gesetzen liegen, zum anderen persönliche Grenzen. Auch wenn Jesus die Fähigkeit hatte, Tote wieder zum Leben zu erwecken und Krankheiten zu heilen, hat er es nicht für alle getan. Jeder ist auf seinem Weg und muss die Schritte selbst machen. Jede Seele geht den eigenen Weg und als Erdenbürger gehen wir auch einen kollektiven gemeinsamen Weg. So sind unsere Schritte auf diesem Weg langsam und eingebettet ins große Ganze.
Und es gibt persönliche Grenzen. So gibt es Grenzen in der Anzahl der Sitzungen pro Woche oder Monat, die ich durchführen kann. Auch in Peru sind die meisten Schamanen Teilzeit-Schamanen mit einer anderen Haupttätigkeit. Nur sehr wenige Schamanen sind ganz als Heiler berufen. Und ich merke, dass ich bei Krankheitsbildern wie Psychose, Schizophrenie, Alkohol- und Drogensucht sowie Borderline an meine Grenzen stoße. Doch auch Psychologen geht es so. Im Austausch mit Therapeuten an der Klinik Heiligenfeld wurde klar, dass jeder Psychologe auch für sich seine Grenzen festlegen muss und besonders die genannten Klienten eine längerfristige Betreuung brauchen um das Rückfallrisiko zu minimieren. Das ist selbst in der „normalen“ medizinischen Betreuung nicht so leicht zu gewährleisten. So kann die schamanische Energiearbeit hier nur eine punktuelle Unterstützung im Gesamtkonzept sein.
Bei körperlichen Beschwerden muss natürlich auch die ärztliche Betreuung weitergeführt werden. Das sage ich nicht nur, weil ich es muss. Aus energetischer Sicht sind körperliche Krankheiten das letzte Glied nach einer energetischen Störung. Beginnt man mit der energetischen Arbeit, ist dies eine Arbeit an der eigentlichen Ursache. Trotzdem braucht es einen Umgang mit der physischen Manifestation. Idealerweise greifen so energetische und physikalische Ansätze ineinander und ergänzen sich.
Schließlich ist die energetische Ebene nur eine Ebene unseres Seins. Wenn ich mich ausschließlich auf die energetische Ebene konzentriere, kommt das physische Leben zu kurz. So ist es wichtig, sich körperlich zu betätigen, mich gesund zu ernähren und gesunde Beziehungen zu pflegen. Erst dann wird das Leben ganzheitlich im Gleichgewicht von innen und außen. Um im Tanz des Lebens längerfristig im Gleichgewicht zu sein, braucht es zusätzlich noch eine höhere Anbindung, d.h. die spirituelle Ebene.
Gibt es andere Wege und Methoden?
Natürlich. Gerade heute eröffnen sich uns unzählige Wege und Methoden. Die Psychotherapie ist nach wie vor eine gute Anlaufstelle um sich Hilfe auf seinem Weg zu suchen. Auch die Psychotherapie entwickelt sich weiter, insbesondere zur Behandlung von Traumata. Viele Wege wie Coaching, Hypnose oder alternative Ansätze wie Quantenheilung, Theta Healing oder Emotionscode helfen, die alten Geschichten und Muster aufzulösen und sich auf der Landkarte des Lebens weiterzuentwickeln. Probiere ruhig mehrere Verfahren aus, denn jedes Verfahren und jeder Behandler bringt besondere Eigenschaften mit.
Gleichzeitig ist es hilfreich, länger bei einer Methode zu bleiben, um auch in die Tiefe zu kommen. Auch hier ist Ausweichen vor den eigenen Themen möglich.
Als besonders hilfreich auf mehreren Ebenen finde ich Yoga und Meditation. Beides hilft in der täglichen oder regelmäßigen Praxis die sich ansammelnde schwere Energie zu lösen, den Körper aufzubauen und fit zu halten und das Nervensystem zu regulieren. Regelmäßig praktiziert lösen sich sogar die tieferen Abdrücke im Unterbewusstsein.
In der schamanischen Energiearbeit ist das Besondere der heilige Raum, die direkte Wahrnehmung auf der der energetischen Ebene und so die gezielte Arbeit mit dem Unterbewusstsein.
Warum schamanische Arbeit aus Peru?
Ich werde immer wieder gefragt, warum ich mich auf die Lehren und Lehrer aus Peru berufe. Da gibt es mehrere Gründe. Ich empfinde eine sehr große Reinheit in den Lehren der Q’eros und anderen Vertretern der Inka Tradition. Die Erinnerung an die vorchristliche Zeit ist sehr klar und musste nur 500 Jahre überbrücken. Die Traditionslinien konnten gut über diese Zeit fortgeführt werden. Es gibt Kontakte und Austausch zu anderen Völkern im Amazonas, die andere Methoden der direkten Wahrnehmung pflegen, und sicher auch zu den Kogi, die letztlich diese Lehren durch eigene noch tiefere Erfahrungen der Wirklichkeit bestätigen. In Europa sind es 1000 bis 2000 Jahre Einfluss der Römer und Christen, die die eigenen Traditionen beeinflusst haben. Davor gab es auch viel Fluktuationen, Wanderungen und Kriege, so dass ein gesunder Ursprung im Einklang mit den Kräften der Natur mindestens 2500 bis 5000 Jahre zurückliegt.
Bei vielen indigenen Kulturen in anderen Erdteilen ist somit noch eine tiefe Verbindung zu den Kräften der Natur vorhanden. In der Inka Tradition sind es die Erde, die Berge, die Sterne und die Elemente. Dies sind universelle Kräfte, die gut ins Hier und Jetzt übertragbar sind, egal wo wir uns auf der Erde befinden. Das hindert nicht daran, sich mit den lokalen Flüssen, Seen, Bergen und heiligen Plätzen zu verbinden.
Die Inka Tradition sieht die Welt mit dem Herzen, während wir im Norden die Welt mit dem Verstand wahrnehmen. So ist die Tradition des Südens eine Ergänzung zur Tradition des Nordens.
Nach der Prophezeiung der nord- und südamerikanischen Völker befinden wir uns in einer Übergangszeit in eine leichtere Zeit nach 500 Jahren besonderer Dunkelheit. Nach der Inka Tradition werden sich Adler und Kondor wieder begegnen und miteinander tanzen. Übertragen heißt das, dass Herz und Verstand sich wieder miteinander verbinden. Für die Menschen aus der Nordhalbkugel ist es daher hilfreich, sich dazu mit dem Herzensmenschen zu verbinden.
Und letztlich ist in der Inka Tradition das Wissen über die Entwicklung durch sieben Bewusstseinsebenen lebendig. Diese Entwicklung wird organisch gesehen und nicht über Rituale in versteckten Geheimgesellschaften weitergetragen, wie es manchmal bei uns der Fall ist.
Und natürlich sind wir aufgerufen, unseren Weg zu finden und zu gehen. Dazu gibt es viele lokale Anknüpfungspunkte, auch im christlichen: am siebten Tage sollst du ruhen, liebe deinen Nächsten wie dich selbst, zum Beispiel. Aus der keltischen und germanischen Zeit gibt es die Jahreszeitenfeste: das Fest des inneren Lichtes zur Wintersonnenwende, Fruchtbarkeit zu Frühjahrstagundnachtgleiche (Stichwort: Hasen und Eier), die wilde Walpurgisnacht mit Maibaum und Maibowle, Erntedank im Herbst und die Begegnung mit den Ahnen Anfang November. Und es gibt viele alte und heilige Plätze, die uns guttun und die geehrt werden wollen.
Ethische Grundlagen der schamanischen Arbeit
Ethische Richtlinien sind im Yoga, im Christentum und im Buddhismus leicht zu finden, weil sie verschriftlicht sind. Im Schamanismus sind sie immer da, aber selten ausgesprochen. Sie werden in der Regel auf dem Weg vermittelt. Grundlegend im schamanischen Weltbild ist das Wissen, dass alles miteinander verbunden ist. Allein daraus ergeben sich sofort weitere Tugenden. Wenn ich weiß, dass alles miteinander verbunden ist, respektiere ich alles, inklusive der belebten Natur. Ich bemühe mich gut zu denken und zu handeln, denn ich weiß, dass alles wieder zu mir zurückkommt. Dazu kommt ein Vertrauen, dass die Kräfte im Universum die Tendenz haben im Gleichgewicht zu sein. So kann das Nichtstun auch bewirken, dass sich die Dinge sortieren. Und dass es den Faktor Zeit gibt, und für alles einen richtigen Moment. So ist Demut eine der wichtigsten Eigenschaften des schamanische Praktizierenden, der in das große Ganze eingebettet ist. Und ein grundlegendes Gesetz ist die Freiheit der Seele. Jeder kann sich frei entscheiden. Das beinhaltet gleichzeitig auch das Verbot andere zu manipulieren.